WISSENISTNACHT #004

WISSENISTNACHT #004

Blau, blau, blau sind alle meine Farben.

Wir stammen ursprünglich mal aus dem Meer. Der ein oder andere kehrt dahin circa ein Mal im Jahr zurück, aber das tut erstmal nichts zur Sache. Warum das aber eine Rolle in unserer Schlafoptimierung spielt, erklärt sich wie folgt:

Unsere Netzhaut im Auge empfängt durchgehend photoperiodische Informationen, also solche über Licht und Dunkelheit und diverse Abstufungen dazwischen. Licht setzt sich aus verschiedenen Wellenlängen zusammen, die wir meist als warm bis kalt oder rot bis blau beschreiben. Fakt ist: rotes Licht besteht aus besonders langen Wellen, blaues Licht aus besonders kurzen. Wasser erscheint deshalb blau, weil durch seine Beschaffenheit alle anderen Wellenlängen so gebrochen werden, dass deren Färbung nicht mehr sichtbar ist. Die Wellenlängen, die unsere Netzhaut wahrnimmt und deren Existenz sie über den Sehnerv ans Hirn weiterleitet, entscheiden wie ein Kippschalter über die Info „Tag“ oder „Nacht“. Am stärksten wahrgenommen werden kurze Wellenlängen, also blaues Licht, es entscheidet über „Tag“. Unsere Vorvorvorvorvorfahren im Meer kannten ja nur blau (Tag) und schwarz (Nacht).

Stadionbeleuchtung vs. Rotlichtmilieu.

Um den Kippschalter überhaupt umzulegen, benötigen wir einen Einfluss von um die 1000 Lux (Lichteinheiten). Zum Vergleich: Ein Fußballstadion der Kategorie 4 nach UEFA-Richtlinien (die größte klassifizierte Stadionkategorie) hat eine Vorgabe für seine Flutlichtanlage von 1400 Lux. Im Büro herrschen circa 300-500 Lux als Durchschnittswert. Nun haben wir den worst case im Winter. Der Wecker klingelt, wenn es noch dunkel ist, wir fahren in der Dämmerung ins Büro (circa 750 Lux), sitzen dort den ganzen Tag in 300-500 Lux herum. Anschließend gehen wir zum Sport ins Fitnessstudio, dann einkaufen. Sowohl im Studio, als auch im Lebensmitteleinzelhandel wird mit Beleuchtung über 1000 Lux gearbeitet. Zuhause, besonders in Wohnräumen wie Küche, Wohnzimmer und Bad sind seit einigen Jahren LED-Spots die kostengünstigste, langlebigste, stromsparende und damit wirtschaftlichste Option. ABER. LEDs, welche weißes Licht emittieren, also Tageslicht simulieren sollen, bestehen entweder aus einer Mischung aus blauen, grünen und roten LEDs, wobei der Anteil der blauen am höchsten ist oder bestehen aus einer einzigen blauen LED mit einer Phosphorbeschichtung. In beiden Fällen ist das, was am meisten auf unserer Netzhaut ankommt, blaues Licht.

Was wir meist nicht bewusst wahrnehmen, aber zum chronobiologischen Problem geworden ist: Unsere heutige Zeit bringt mit ihren technologischen Fortschritten eine Verschiebung unserer Tag-Nacht-Wahrnehmung mit sich. Wir haben unser Recht auf Dunkelheit vergessen und wundern uns über fehlenden Schlaf.

Tu dies, tu jenes, to do.

Erwähne ich irgendwo bei Fremden, dass ich Workshops zum Thema Schlafoptimierung halte, ist es wie bei Menschen, die eine exotische Sprache sprechen: „Sag mal waaaaas (, wie ich besser schlafen kann)!“. Der erste, einzige und beste Tipp, den ich ohne Kontext verteile, ist der folgende: Gebt eurem Körper die Möglichkeit zu verstehen, wann es Tag und wann es Nacht ist. Ohne Worte. Nur mit Taten. Heißt konkret: Macht von eurem Recht auf Dunkelheit Gebrauch und begünstigt morgens bzw. vermeidet wenigstens abends in euren eigenen vier Wänden Licht. Erste Amtshandlung morgens: Rollladen hoch. Ohne Sonnenbrille zur Arbeit fahren. Regelmäßige Pausen draußen. Einzige Lichtquelle abends: Salzsteinlampe (oder Ähnliches). That`s it.

to be continued . . .