It comes and goes in waves.
Ja, was passiert denn da eigentlich so nachts? Früher, ganz früher, hat man tatsächlich angenommen, der Mensch befindet sich in einem trance- oder ohnmachtsähnlichen Zustand und es passiert – NICHTS. Weit gefehlt. Der Schlaf eines Erwachsenen setzt sich zusammen aus mehreren sich wiederholenden Schlafzyklen. Schlafzyklen bestehen jeweils aus vier verschiedenen Schlafphasen, welche sich besonders anhand von Hirnwellen unterscheiden lassen. Sie beginnen alle (ja, ALLE!) mit einer Wachphase. Aus dieser driften wir immer mehr ab in einen Zustand ähnlich einer tiefen Meditation (das Ganze nennt sich Phase N1), in dem sich unsere Hirnwellen in ihrer Abfolge verlängern. Mit der sogenannten N2-Phase ist unser Schlaf nun erstmal „leicht“, die Hirnwellen werden aber nochmal ein Stückchen kürzer, unser Hirn also wieder ein wenig aktiver. Anschließend folgt der allseits bekannte, aber eigentlich immer missverstandene Tiefschlaf (Delta-Wellen, 0 bis 4 Hertz). Abgelöst wird er von unserer Haupttraumphase, dem sogenannten REM-Schlaf (Alpha- und Beta-Wellen, > 8 Hertz). REM bedeutet rapid eye movement. Wer schonmal jemanden beim Schlafen beobachtet hat (funktioniert auch bei Haustieren), hat die schnellen Bewegungen der Pupillen unter den Augenlidern vermutlich schon gesehen. Nach jeder REM-Phase werden wir wach. Ja, richtig wach, bis zu vier Minuten. Davon merken wir aber meistens nichts und wissen es morgens auch nicht mehr.
Deep blue sleep. Tiefschlafphasen?
Zunächst vorweg: Nein, niemand schläft acht Stunden lang tief. Das wäre klinisch höchst behandlungsbedürftig. Unsere Tiefschlafphasen beschränken sich auf grob ein Viertel unserer Gesamtschlafdauer und das ist auch gut so. In dieses Tiefschlafphasen können wir träumen, dazu sind sie aber eigentlich nicht da. Die langen Hirnwellen stoßen die Produktion von Wachstumshormonen (HGH) an, machen über das glymphatische System unser Hirn wieder sauber, unser Blutdruck, unsere Herzfrequenz, unser Blutzuckerspiegel, unsere Körperkerntemperatur werden gesenkt und stabilisiert, kurzum: Ein täglicher Retreat zur Erhaltung unserer körperlichen Jugend.
Schläfst du noch oder träumst du schon?
Innerhalb der REM-Phase ist das Hirn vollkommen wach und weist Wellenfrequenzen wie am Tage auf (Alpha- und Beta-Wellen, > 8 Hertz). Aus Evolutionsgründen (wir waren ja mal Fluchttiere und hatten natürliche Fressfeinde) passiert vor dem Einsetzen der REM-Phase was super spannendes: Der Hirnstamm sendet einen elektrischen Impuls das Rückenmark herunter, welcher signalisiert: „ACHTUNG, Lähmung einsetzen!“. Und hier habe ich mich nicht verschrieben. Diese Muskelatonie setzt die Muskulatur, speziell im Hals- und Rückenbereich, komplett außer Funktion. Würde man einen REM-Schlafenden hochheben, fühlte er sich an wie ein nasser Sack. Ergibt dann Sinn, wenn wir wissen, dass unser Hirn beim Träumen „wacher als wach“ ist. Die Hirnwellen, die sonst in unseren wachen Phasen über Tag aktiv sind, finden sich, oft sogar in höhere Konzentration, in REM-Schlaf wieder. Würden wir alles, was wir dort träumen, auch ausüben, wären wir das gefundene Fressen für unseren Säbelzahntiger. Außerdem ist der Hippocampus, das Hirnareal, das quasi als unser Gateway für Sensorik fungiert, „geschlossen“, es kommt also nichts mehr an Sinneswahrnehmung nach innen durch, auch nicht ein Knurren des Säbelzahntigers. Aber wofür ist denn jetzt dieser REM-Schlaf gut? Für`s Hirn. Innerhalb des Traumschlafs werden Milliarden von Informationen, die wir täglich aus unserer Umgebung aufnehmen, sortiert und aus dem Arbeitsspeicher entweder gelöscht oder von dort ins Langzeitgedächtnis verschoben. Außerdem verarbeiten wir in Träumen Emotionen und binden sie in autobiographische Erinnerungen ein, um sie sinnvoll einzuordnen und Erkenntnisse weiterzuverarbeiten. Wir speichern also Daten und weisen sie einer Ordnerstruktur zu.
Morgenstund hat G…ainz im Mund?
Was noch übrig bleibt sind leichte Schlafphasen. Natürlich sind auch die zu etwas gut. Gute Nachricht besonders für Sportler! Unsere Leichtschlafphasen (N1 und N2) entwickeln und festigen hauptsächlich motorische Fähigkeiten. Heißt aber auch: um diese optimal zu nutzen, muss sich der gemeine Sportler damit auseinander setzen und aktiv an der Schlafqualität arbeiten.
to be continued…
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